Abstrakt oder gegenständlich?

Was ist eigentlich Abstraktion? Diese Frage stellt sich immer wieder. Ich denke, wenn man von der Übersetzung des lateinischen Wortes abstrahere = abziehen, sich frei machen ausgeht, bekommt man gute Hinweise für das Verständnis. Es geht um Reduktion eines Bildes auf Formen, Farben und Strukturen, um das Loslösen von Gegenständlichem, um Vereinfachen. Abstraktion geht daher manchmal von einer gegenständlichen Darstellung aus. Nur nicht-gegenständliche Bilder haben kein reales Objekt als Ausgangspunkt, sie haben eine  Idee, einen abstrakten Begriff  (zum Beispiel Lebenslinien oder Mystery), eine Stimmung  (z.B. Dynamik) als quasi geistiges Objekt als Ausgangspunkt. Es ist immer eine Frage , ob der Maler seine Idee so in Bildsprache übersetzen kann, dass auch ein Betrachter ähnlich dabei empfindet. Als Maler spielt man mit Farben, Materialien (z.B. Rost), Formen, Rhythmen, Strukturen, um die gewünschte Bildaussage zu erzeugen.

Beide Wege können zu guten abstrakten Bildern führen.  Berühmte Maler wie Kandinsky, Malewitsch, Rothko, Pollock oder Gerhard Richter haben beeindruckende Werke geschaffen. Was ich nicht sehr mag, ist die in Mode gekommene Dekorationsmalerei, die nur das Ziel hat einen dekorativen Zimmerschmuck zu erzeugen. Ich will nicht bestreiten, dass auch hier durchaus ansprechende Bilder entstehen können. Mir fehlt dabei aber die malerische Intention, das was letztlich die Gedankenwelt und Handschrift des Malers ausmacht. Ich freue mich über Ihre Meinung.