Übers Malen
Der Zugang zum Malen passiert meist mit den ersten Versuchen in der Schule und dem Gebrauch von Buntstiften und Wasserfarben. Man braucht aber auch Vorbilder und Ermutigung, das können Lehrer, Freunde oder die eigene Familie sein. In meinem Fall war es sicher das Vorbild meines Vaters, der ein guter Hobbymaler war. Nach der Schule kam eine lange Malpause bis ich in einem meiner Urlaube den Spass am Malen wiedergefunden habe. Hier begann auch meine Erfahrung mit Aquarellfarben. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir die vielfältigen Möglichkeiten der Aquarellmalerei erschloß. Man muss sich mit den Papierarten, mit den verschiedenen Pinseln und mit den Techniken, wie Lasur, Lavieren oder Granulieren vertraut machen. Am Anfang neigt man zu sehr detailliertem Malen mit meist zu kleinen Pinseln und malt eher pastellig. Erst mit etwas mehr Erfahrung wagte ich mich daran, manches was real da war, wegzulassen und manches hinzu zu komponieren, was so nicht vorhanden war. Ich begann mit kräftigerem Farbeinsatz zu malen, um dem Bild mehr Expressivität und Leben einzuhauchen. Dieser Prozess ist bei weitem noch nicht abgeschlossen und ich versuche mich hier konsequent weiter zu entwickeln. Die Aquarellmalerei war lange Zeit etwas dogmatisch belastet. Angeblich musste man ein Aquarell schnell malen, man musste Weißflächen lassen, durfte kein Schwarz verwenden oder sollte eher pastellig malen. All diese Dogmen habe ich so nach und nach über Bord geworfen. Viel hat mir mein Mallehrer Andreas Mattern geholfen, einer der besten, gegenwärtigen Aquarellmaler Deutschlands. Seine frische und freie Herangehesweise ans Aquarell hat mich weiter gebracht.
Später habe ich mich auch an Acrylfarben und an wassermischbare Ölfarben gewagt. Auch hier gab es wieder viel zu lernen. Die Eigenschaften der Farben, die Eignung verschiedener Pinsel, die Eignung der Malgründe (Papier, Malkarton oder Leinwand), der Einsatz von Malmessern, der Einsatz von Schwämmen und vieles mehr. Nach den ersten Schritten habe ich mich dann auch an pastösen und verdünnten Farbauftrag oder an Schüttlasur gewagt, andere Materalien mit zum Einsatz gebracht, wie Kaffeesatz, Steinmehl, Sand oder Naturmaterialien. Der Einsatz solcher Materialien wird auch als mixed media bezeichnet.
Die eigene Kreativität zu entwickeln und zu entfalten , macht für mich ganz wesentlich den Spaß am Malen aus. Die Konzentration auf das entstehende Bild läßt den Alltag vergessen und man arbeitet konzentriert an der Entwicklung der Bildidee.
Was ist gute Malerei, ist eine oft gestellte Frage? Es gibt aber keine klaren Kriterien, was erfüllt sein muss, um von guter Malerei zu sprechen. Meine Sicht ist wie folgt: Gute Malerei beginnt bei spannungsvollen Bildfindungen, die sich nicht mit einem 1:1-Abbild der Realität begnügen. Das könnte die Fotografie besser. Gute Malerei regt den Betrachter an im Bild auf Entdeckungsreise zu gehen, eine eigene Reaität zu entdecken, die anspricht, provoziert oder Phantasie anregt. Komposition, Farbgebung, Kontraste, Bildschwerpunkte sind Instrumente, die man dafür einsetzt. Wie gut das gelingt, liegt im Auge des Betrachters.
Vielleicht konnte ich Sie mit diesem Einblick in meine Entwicklung auch für das Malen begeistern. Trauen Sie sich. jeder kann malen, nur jeder malt anders.
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